Patricia: Seit Monaten stand bereits fest, dass Marlena zu Weihnachten eine Kinderküche bekommen sollte. Wie bei vielen war natürlich auch bei uns der erste Gedanke die Duktig IKEA-Küche, die man dann ja auch noch selbst ein wenig verschönern kann. Doch irgendwie stellte mich das nicht zufrieden. Auf der Londonreise (und fragt mich nicht, warum gerade dort), schwirrte das Thema Kinderkochküche immer mehr in meinem Kopf herum. Und so stellte ich Stefan auf der Rückreise die Frage aller Fragen: “Kannst du dir vorstellen, eine Kinderküche selber zu bauen?” Seine Antwort war ein klares Ja.
Wiese wollten wir eine Upcycling Kinderküche selber bauen?
Patricia: Nachdem Stefan einmal Ja gesagt hatte, war er Feuer und Flamme. Schnell wurde klar, dass wir die Kinderküche nicht einfach nur selber bauen wollen, sondern dass es eine Upcycling Kinderküche werden sollte. Unser Ziel: Möglichst viele Dinge verwenden, die wir oder andere nicht mehr brauchen und die somit einen neuen Sinn bekommen. Das spart nicht nur Geld, sondern ist natürlich auch nachhaltig. Außerdem ist solch eine selbst gebaute Kinderküche ein absolutes Unikat, das kein anderes Kind genauso zu Hause stehen hat. Und zu guter Letzt freuten wir uns auch unheimlich auf den Entstehungsprozess – das Planen, Gestalten, Suchen und Bauen.
Stefan: Ein paar Dinge habe ich ja jetzt schon selbst gebaut und bisher hält noch alles. Also eine Kinderküche bauen, kann doch nicht so schwer sein, dachte ich. Mir war dieses Mal wirklich wichtig, nicht wieder weitaus mehr Geld auszugeben, als wenn ich eine fertige Kinderküche kaufen würde. Das passiert nämlich meist, wenn man selber baut und die Materialkosten unterschätzt. Dafür überlegte ich zuerst, was wir noch übrig hatten, denn warum nicht gleich noch ein wenig den Keller ausmisten? 😉 Und was mich neben dem Bauen (ich liebe einfach solche Arbeiten, da man sehen kann, wie alles von Mal zu Mal mehr entsteht) am meisten an dem Projekt Upcycling Kinderküche motiviert hat, ist zu sehen, wie Marlena sich freut und damit spielt und ich weiß, dass Papa sie gebaut hat. Dieses Emotionale daran gibt mir einfach ein tolles Gefühl, vielleicht spielen ja einmal in der Zukunft nicht nur Marlenas Geschwisterchen, sondern sogar meine Enkel irgendwann damit 🙂 .
Wie haben wir die Kinderküche geplant?
Patricia: Bei all der Nachhaltigkeit, war mir jedoch auch bei einer Upcycling Kinderküche wichtig, dass sie mir optisch richtig gut gefällt. Ich wollte beweisen, dass Upcycling nicht gleich auf den ersten Blick “Second Hand” schreit, sondern richtig gut aussehen kann. Wie (fast) immer, war Pinterest mein bester Freund und lieferte mir jede Menge optischer Inspirationen. Schnell wurde das Board “Kinderküche” angelegt und wir planten, wie unsere Upcycling-Kinderküche aufgebaut sein soll. Schnell war klar, dass die Basis eine kleine Kommode sein soll, an der eine Rückwand befestigt wird. Und ich erfüllte mir einfach mal ganz egoistisch meinen Fliesentraum in Marlenas Küche – Metro-Fliesen. Natürlich nur zum Aufkleben. Doch auch viele Details mussten geplant werden.
Damit wir nicht den Überblick verlieren, haben wir uns eine Google-Docs-Tabelle angelegt, in der wir alle Schritte, Materialien und Details, die gemacht werden mussten, aufgelistet haben. In weiteren Spalte haben wir die Zuständigkeit und den aktuellen Stand notiert und wenn wir etwas fertig geplant oder gestellt hatten, wurde die Zeile grün markiert. Außerdem haben wir uns Dienstagabend als Kinderküchen-Planungs-Abend freigehalten. Das hat aber nur mehr oder weniger gut funktioniert, ehrlich gesagt. Denn ein paar Mal kam etwas dazwischen und das Bauen hat im Endeffekt natürlich mehr Zeit eingenommen als das Planen und das hat Stefan tagsüber gemacht. Was jedoch gut war: wir mussten die Kinderküche nicht richtig vor Marlena verstecken, da sie das mit 15 Monaten eh noch nicht richtig verstanden hat. Wir haben die Kinderküche immer falsch herum hingestellt, wenn Stefan nicht daran gearbeitet hat. Marlena hat zwar immer mal wieder versucht zu luchsen, aber hat eben noch nicht verstanden, was das bedeutet.
Die Materialien für unsere Upcycling Kinderküche
Was wir bereits hatten oder andere nicht mehr brauchten
- Kleine Kommode – Nachdem wir einige Zeit bei eBay Kleinanzeigen gesucht hatten, stellte sich bei einem Besuch bei Stefans Mama heraus, dass ihr Freund und sie noch eine Kommode im Gartenhäuschen zu stehen hatten, die sie eigentlich gar nicht mehr wirklich brauchten. Sie hätte nicht perfekter sein können und kam sofort mit nach Potsdam.
- Rückwand – In unserer alten Wohnung in Berlin hatten wir anstelle eines Kellers ja ein Kabuff und ich hatte dieses mit gefühlt hundert Regalen ausgestattet. Diese baute ich aus ganz einfachen Winkeln und den typischen Leimholzplatten in Größe 80×20 cm. Diese nahmen wir nach Potsdam mit und die letzten beiden übrig gebliebenen Platten (alle anderen habe ich schon für andere Dinge verbaut) bilden die Rückwand.
- Holzfarbe – Auch diese hatten wir noch im Keller stehen von anderen Upcycling-Projekten.
- Spüle – Diese ist nichts anderes als Susis alter Hundenapf. Der zweite Hundenapf dient Marlena übrigens als Schüssel.
- Schwarze Folie für Herdplatte und Backofentür – Die schwarze Folie hatten wir noch von diesem DIY-Projekt im Keller liegen und konnten wir wunderbar wiederverwenden.
- Haken für Suppenkelle & Co.
- Griff für die Backofentür – Wenn ihr die Holzkisten (siehe Abschnitt “Was man neu besorgen muss”) besorgt habt, befinden sich am unteren Ende angeklebte “Fußleisten”. Diese sind normalerweise dazu da, dass man die Boxen ineinander stapeln kann. Ich schlug sie ab und verwendete eine als Griff.
- Schrauben – 12 Stück in Größe 4×15 mm sowie 9 Stück in Größe 4×20 mm und 8 Stück 2×10 mm
- Holzleim – Zum Befestigen des Teils oberhalb der Backofentür.
- Paketband
Was wir neu besorgen mussten
- Fliesenfolie* – Die wohl größte Ausgabe war die Metrofliesenfolie. Doch das war es uns wert, denn die sieht einfach toll aus.
- Wasserhahn* – Wir haben lange nach einem gebrauchten Wasserhahn gesucht, herumgefragt und sogar eine Anzeige bei eBay Kleinanzeigen aufgegeben. Doch leider mussten wir uns hier geschlagen geben und haben im Endeffekt einen
- Holzkisten* – Als Ablage haben wir dann noch zwei Holzkisten im Baumarkt gekauft, die perfekt gepasst haben (Eine Box hat uns 5 Euro gekostet). Die könnte man aber bestimmt auch noch gut gebraucht bekommen.
- Scharniere* – Die Scharniere habe ich ebenfalls neu besorgen müssen, um daran die Backofentür zu befestigen.
- Holzknäufe – Leider haben wir auch hier nichts gebraucht gefunden und haben im Baumarkt für die Herdknöpfe Holzknäufe gekauft.
- Weißer Folienstift* – Zum Bemalen der Folie brauchten wir noch einen weißen Stift.
- Magnete* – Für die Backofentür. Diese sollten nicht zu stark sein, da die Kleinen sonst Probleme bekommen diese selbst zu öffnen.
- 1 Spanplatte – In Größe 65×30 cm ließ ich im Baumarkt für 50 Cent zusägen. Diese benötigte ich als Unterlage für die Rückwand, da die Arbeitsfläche des Schränkchens nicht mit den restlichen Schränkchen abschließt, sondern länger und breiter ist.
Die benötigten Werkzeuge
Ein schöner Nebeneffekt, wenn man etwas selber baut, ist, dass man ja auch ein wenig Werkzeug benötigt. Wie der liebe Gott es so wollte, ging mein Winkelschleifer kaputt und so konnte ich die Chance nutzen und holte mir einen PSM Primo* von Bosch 😉 .
Also benötigt ihr für den Bau:
- Ein Schleifgerät (Ihr könnt natürlich auch mit Schleifpapier manuell schleifen, das dauert aber mit Sicherheit länger.)
- Akkuschrauber + Bitsatz
- Säge
- Bleistift
- Zollstock
- Bohrmaschine oder bohrfähiger Akkuschrauber
- Dreieck für Bestimmung eines rechten Winkels
- Pinsel oder Rolle für den abschließenden Lack
- Schere
Die Bauanleitung
- Als allererstes nehmt ihr euch eure Basis vor, in unserem Fall die kleine Kommode, und schleift alles ordentlich ab, sodass im Nachhinein die Farbe beim Streichen schön haften kann. Umso mehr man von der alten Farbe abschleift, umso weniger Farbe benötigt man. Ich hatte das große Glück, dass die Oberfläche des oberen Bretts mit Kork beklebt war und somit ordentlich Schleifbedarf bestand.
- Nach dem Schleifen montiert ihr die Tür ab, nehmt den Bleistift sowie das Dreieck in die Hand versucht eine gerade Linie auf der Innenseite zu markieren, an der ihr danach die Tür mit dem Fuchsschwanz (also die Säge, für die, die das Wort noch nie gehört haben 😀 ) durchsägt. Ihr behaltet natürlich alle Teile der Tür, also nichts wegschmeißen 😉 . Ich habe die Tür mit einer Schraubzwinge verankert, damit sie nicht hin und her wackelt, wenn ich säge.
- Anschließend befestigt ihr die Spanplatte an der Rückseite genau unter das obere Ende, wo die obere Platte des Schränkchen drübersteht, mit 4 Stück der 4×15 mm Schrauben, sodass nun zwischen der oberen Platte und dem Rest der Schrankrückseite ein fließender Übergang herrscht. Nun die Leimholzplatten auf die Rückseite so nebeneinander legen, dass der Teil, der übersteht, zur Höhe des Zwergs, der nachher an der Küche spielen soll, passt (wenn der Schrank steht, sollte euer Kind bis an das obere Ende kommen). Mit 8 4×20 mm Schrauben an den Seiten ordentlich befestigen.
- Weiter geht es mit der Farbe. Ich habe mich für eine Grundierung entschieden, die im Nachhinein nicht nötig gewesen wäre, da die weiße Farbe, die wir noch vom Anstrich der Kommode aus Marlenas Kinderzimmer übrig hatten, super deckt. Man streicht einfach alles – den Schrank, die Außenseiten der Schubladen, die Tür und das abgeschnittene Ende der Tür, sowie die Innenseiten der Holzboxen. Marlenas spätere Arbeitsplatte habe ich noch einmal grau überstrichen.
- Nun nehmt ihr euch wieder die Backofentür nach dem Streichen zur Hand und befestigt diese am unteren Ende mit 2 Scharnieren und den 2×10 mm Schrauben. Den oberen Teil der Tür, den wir vorher abgesägt haben, leimt ihr darüber an den Schrank.
- Zu einer richtigen Küche gehört ja auch ein Spülbecken. Dafür nehmt ihr euch ein Stück Karton, setzt die Spüle andersherum auf den Karton und umrandet diese mit dem Bleistift. Jetzt vom gemalten Kreis 1 cm nach innen noch einmal einen Kreis ziehen und dann den Kreis ausschneiden. Diesen Kreis auf die Position auf der Arbeitsplatte legen, an der sich nachher die Spüle befinden soll. Nun wieder mit der Schablone einen Kreis ziehen und in der Mitte mit einem Bohrer ein Loch bohren . Nun mit einer Stichsäge den Kreis aussägen.
- Als nächstes bohren wir ein Loch für den Wasserhahn und drehen diesen dann da ein. Das geht super easy.
- Dann werden die beiden Holzboxen oben mit den 8×15 Schrauben direkt nebeneinander angebohrt und der Fliesenspiegel angeklebt. Ich habe kleinere Stücke der Fliesenfolie zusätzlich angepasst und die Rückseiten der Holzboxen ebenfalls damit beklebt. Zu guter Letzt die Löcher für die Herdknöpfe bohren und diese daran befestigen (einfach von innen die Schrauben nach außen durchschieben und die Knöpfe aufdrehen). Die letzte übrig gebliebene Schraube zur Befestigung des Backofentürgriffs verwenden und ihr habt ihr es fast geschafft.
- Die goldenen Haken schrauben wir einfach in die untere Seite der Holzboxen (per Hand geht das am einfachsten). An die Haken können wir dann Kochlöffel und Pfannenwender befestigen. Um diese dann an die Haken hängen zu können, habe ich ein kleines Loch durch die Stiele gebohrt und dann ein Stück Paketband durchgezogen.
- Noch schnell mit der Stichsäge ein Rechteck so breit wie die “Spülschüssel” aus der hinteren Seite der obersten Schublade ausgesägt und dann war es das mit dem Bauen wirklich.
- Patricia: Meine Aufgabe war es zum Schluss noch, die schwarze Folie für Herd und Backofenfenster zuzuschneiden und zu bemalen. Ich hab da eigentlich nur grob gemessen und dann nach Gefühl geschnitten und aufgeklebt. Für die Herdplattenumrandung habe ich Topf und Pfanne von Marlena als Orientierung genommen und aufgemalt. Und beim Backofenfenster habe ich einfach einen Strich in der Mitte gezogen, damit es so aussieht, als wäre da ein Backblech hinter.
- Zuletzt habe ich noch Zahlen auf die Herdknöpfe geklebt. Diese hielten jedoch nicht gut. Deshalb würde ich euch raten, sie lieber mit einem schwarzen Stift aufzumalen.
Unser Kinderküchenzubehör
Patricia: Natürlich funktioniert keine Kinderküche ohne Zubehör. Wir haben einiges bei den Großeltern in Auftrag gegeben, einiges auch nochmal selbst gekauft und im Endeffekt ist es fast schon zu viel. Da ich nicht von allen Sachen genau weiß, woher sie sind, kann ich euch nicht alles verlinken, sondern nur das, was ich selbst gekauft oder in Auftrag gegeben habe.
- Toasterset
- Kid’s Concept Kaffeerunde (Gibt es auch bei Amazon, aber bei Jollyroom ist es günstiger und ich war sehr zufrieden mit dem schnellen Versand.)
- Holzservice
FAZIT
Patricia: Ich LIEBE Marlenas selbstgebaute Kinderküche und kann immer noch nicht fassen, wie schön sie geworden ist. Marlena war an Heiligabend so begeistert, dass wir es gar nicht fassen konnten. Denn ehrlich gesagt hatten wir doch leise Zweifel, ob sie mit knapp 1,5 Jahren vielleicht doch noch zu jung dafür ist und erst später wirklich damit spielen würde. Doch die Upcycling Kinderküche wird seit Tag 1 täglich bespielt. Zwischen unseren Spinden und dem Küchenbuffet macht sie sich richtig gut. Und natürlich bin ich richtig stolz auf Stefan, dass er das so toll umgesetzt hat und habe zwischendurch immer wieder gestaunt, wie leicht ihm das Bauen gefallen ist. Und dieser Mann hat mir vor 12 Jahren erzählt, er hätte zwei linke Hände! Doch das habe ich ihm spätestens nach seinem DIY-Eckregal nicht mehr geglaubt…
Stefan: Es war einfach toll zu sehen, wie sehr sich Marlena über das Ergebnis gefreut hat. Sie hat sich im Kreis gedreht und nicht mehr aufgehört zu grinsen. Daran werde ich bestimmt noch oft denken. Mir hat es einfach nur Spaß gemacht! Besonders, dass wir soo viele Sachen aus dem Keller verwenden konnten, hat mich echt gefreut (ein wenig hat es mich auch beängstigt, dass wir die ganzen Sachen schon besaßen :-D). Die Verwendung der alten Materialien und das Projekt Upcycling Kinderküche passja perfekt zu unserer neuen Ausrichtung nachhaltiger Leben zu wollen (wir haben hier auf dem Blog ja schon über das Thema berichtet).
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