Wien, du bist so wundervoll. Ja, das kann ich wirklich so sagen. Wenn ich an den Kurztrip in die österreichische Hauptstadt zurückdenke, muss ich automatisch anfangen zu lächeln. Denn Wien ist so facettenreich, so überraschend und gleichzeitig so entspannt. Ein Flair, das man als eine Mischung aus bayerischer Frechheit und italienischer Eleganz beschreiben kann. Und dann der österreichische Dialekt, der Charme der Wiener, der uns direkt vom Busfahrer am Flughafen positiv um die Ohren gehauen wurde. Ich war schockverliebt. Doch wie bin ich überhaupt in Wien gelandet?
Marlena ist jetzt fast zwei Jahre alt und so beschloss ich, dass ich mir ruhig mal einen Kurztrip ohne Kind erlauben kann. Denn so schön auch Städtetrips mit Kind sind, wie letztes Jahr in London, so sind sie doch so ganz anders als ohne Kind. Also schenkte ich meiner Mama zum Geburtstag eine Reise nach Wien. Denn dort waren wir beide noch nicht, während Stefan die österreichische Hauptstadt bereits als Jugendlicher gesehen hatte. Ende Mai ging es dann also für 2,5 Tage für meine Mama und mich nach Wien.
Ich bin eigentlich jemand, der sich (sehr gern) ausführlich auf Reisen vorbereitet. Vorfreude ist die schönste Freude und so. Meistens kaufe oder leihe ich mir einen Reiseführer, durchstöbere aber immer auch Blogs, Pinterest und Instagram. So entsteht meistens ein Mix aus “Muss man gesehen haben”-Sehenswürdigkeiten und kleinen Geheimtipps. Außerdem mache ich mir als Foodjunkie, dessen Augen fast nie mehr strahlen könnten als bei leckerem Essen, auch eine Liste mit Spezialitäten der Landesküche. Doch nach Wien flog ich für meine Verhältnisse ziemlich unvorbereitet. Den Reiseführer hatte meine Mama besorgt und auch schon studiert, ich war in den Wochen davor jedoch so mit Arbeit vollgepackt gewesen, dass die Recherche sehr dürftig ausgefallen war. Also nutzte ich die Zeit der Anreise, um mich nochmal zu belesen und einiges wurde dann auch spontan entschieden.
Damit ihr eure Recherchezeit jedoch etwas verkürzen könnt, liste ich euch meine 7 Wien Highlights auf.
Café Central
Dass wir eines der Wiener Kaffeehäuser besuchen würden, stand natürlich fest. Man muss mich nicht unbedingt dazu überreden, mich gemütlich irgendwo hinzusetzen und ein Stück Kuchen zu essen. Doch dass es das Café Central geworden ist, kam durch einen spontanen Tipp meiner Freundin Ramona, die uns per WhatsApp noch viel Spaß wünschte und eben das Café Central in der Herrengasse empfahl. Und da ich Ramonas Geschmack vertraue, steuerten wir es kurzerhand an.
Wir waren erstaunt, als wir eine kleine Schlange vor dem Eingang vorfanden, aber noch viel erstaunter, als wir die große Schlange beim Verlassen des Cafés etwa anderthalb Stunden später sahen. Das Café Central ist beliebt. Doch wenn man darin sitzt, merkt man nichts vom Trubel vor der Tür. Die Stimmung ist entspannt, man hat auch nicht das Gefühl, nur schnell abgefertigt zu werden, um für den nächsten Besucher Platz zu schaffen. Und man staunt. Denn im Café Central fühlt man sich ein bisschen wie in einer anderen Welt. 140 Jahre ist das Wiener Café bereits alt und dort, wo jetzt meine Mama und ich saßen, hatten vor vielen Jahrzehnten Sigmund Freud, Leo Trotzki und Stefan Zweig gesessen.
Doch es ist offensichtlich, dass das Café Central nicht nur wegen seiner Geschichte und dem unglaublichen Ambiente so beliebt ist. Wirft man einen Blick auf die Kuchentheke, stellt man keine Fragen mehr. Und wenn man, wie wir, ein Brathendl bestellt, auch nicht. Es ist unglaublich lecker hier. Und auch im Café Central wohnen der Wiener Charme und die Gastfreundlichkeit. Was wir hier (und auch sonst) übrigens nicht gegessen haben, war Sachertorte. Wir hatten sie beide schonmal probiert und waren schärfer auf die anderen Leckereien.
Time Travel
Ein Programmpunkt, den ihr bestimmt in nicht so vielen Reiseführern finden werdet, der uns aber absolut begeistert hat, ist die Time Travel Erlebniswelt. Ganz zufällig bin ich darauf gestoßen, weil mir nach dem Buchen unseres Appartements Werbung dafür angezeigt wurde. Im Prinzip ist es eine interaktive Führung durch die Geschichte Wiens, in der technische Neuheiten, wie ein 5D Kino oder auch VR-Brillen zum Einsatz kommen. Geschichte zum Anfassen und Erleben quasi, wirklich interessant aufbereitet. Diese knapp 17 Euro pro Person haben sich wirklich gelohnt. Mit der Wien-Card gibt es auch noch Rabatt. Bucht die Tickets am besten vorher. Wir sind auf gut Glück hingegangen und haben dann Tickets für die Führung anderthalb Stunden später bekommen. Doch da sich die Time Travel Erlebniswelt mitten in der Altstadt befindet, konnten wir uns sehr gut die Zeit vertreiben.
Ankeruhr
Ebenfalls in der schönen Altstadt findet ihr die Ankeruhr. Und ich sag euch, solch eine spannende Uhr hab ich bisher noch nicht gesehen. Pünktlich zur vollen Stunde versammelt sich hier eine Menschentraube und wartet darauf, dass es losgeht. Los geht es dann mit Musik, die übrigens ursprünglich die Kaiserhymne war. Als die Ankeruhr, die 1915 feierlich in Betrieb genommen und aufgrund des Ersten Weltkriegs dann einige Jahre pausierte, 1918 wieder in Betrieb ging, gab es keine Monarchie mehr in Österreich und nun hört man zwölf Musikstücke. Doch das Highlight ist nicht die Musik, sondern die Figuren, die sich bewegen. 12 Figuren(gruppen) ziehen nacheinander vorbei. Alles Persönlichkeiten, die irgendeine Rolle in der Geschichte oder Kultur Österreichs gespielt haben, wie beispielsweise Marc Aurel, Karl der Große, Walther von der Vogelweide, Kaiserin Maria Theresia oder Joseph Haydn.
Belvedere
Die kleine Schwester von Schönbrunn, die deutlich zentraler wohnt und zudem auch noch kulturell äußerst bewandert ist – das ist das Schloss Belvedere. Uns hat diese kleine Schwester deutlich mehr beeindruckt als die große und deshalb lege ich sie euch wirklich ans Herz. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch hier sogar noch Klimts Kuss anschauen, denn das Original hängt genau hier, im Schloss Belvedere. Ich als alter Kunstbanause bin meiner Mama zuliebe mitgegangen und leider konnte auch der Kuss mich nicht umpolen. Doch allein für den Ausblick auf Wien und den “Vorgarten” des Schlosses lohnt sich der Besuch.
Nein, DAS ist nicht das Original, denn…
…vor dem Original sieht es so aus.
Naschmarkt
Ich habe tatsächlich überlegt, ob ich den Naschmarkt hier mit aufnehme, denn der Naschmarkt hat uns ein bisschen auf dem falschen Fuß erwischt. Oder wir ihn? Irgendwie haben wir ihn uns anders vorgestellt und zusätzlich kamen wir völlig ausgehungert dort an und fanden nichts zu essen. Ja, ihr lest richtig. Wir fanden nichts zu essen. Wer bereits einmal auf dem Naschmarkt war, wird jetzt wahrscheinlich seinen Kopf auf den Tisch oder gegen die nächstgelegene Wand hauen und im Nachhinein haben wir uns auch über uns selbst kaputtgelacht. Aber irgendwie hatten wir so gewisse Vorstellungen in unseren Köpfen. Zudem hatten um 13:30 Uhr noch nichts gegessen außer jeweils einen Apfel (Gut, dass Mutti Patricia die vorsichtshalber eingepackt hatte. :D) und wollten uns gemütlich irgendwo hinsetzen und etwas typisch Österreichisches wie ein Wiener Schnitzel oder Gulasch essen.
Nun, wenn man mit diesen Vorstellungen auf dem Naschmarkt landet, ist man zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn hier kann man eher nicht gemütlich sitzen und findet auch eher wenig österreichische Spezialitäten. Dafür findet man sonst aber ALLES. Der Naschmarkt ist unfassbar riesig, oder besser gesagt lang, und wir sahen Obst- und Gemüsesorten, von denen wir nicht einmal geahnt hatten, dass es sie gibt. Wir kamen an tausenden exotischen Leckereien vorbei und blieben trotzdem hungrig. Vollkommen bescheuert. Irgendwann waren wir am Ende des Naschmarktes angekommen und hatten immer noch nichts im Magen. Übrigens dauerte es auch noch ungefähr zwei Stunden und ungefähr 7000 Schritte, bis wir dann tatsächlich ein Restaurant mit österreichischen Spezialitäten gefunden hatten und nachdem unsere Mägen dann mit Schnitzel (nein, kein Wiener Schnitzel, da es kein Kalb gab) gefüllt waren, konnten wir auch über uns lachen und wieder klar denken. Denn hungrig kann man nicht klar denken, das haben wir gelernt. Den Naschmarkt würde ich jedoch trotzdem weiterempfehlen. Macht es besser als wir und kostet all die Dinge, auf die ihr Lust habt und die ihr nicht kennt.
Diese wunderschöne Aussicht hat man übrigens vom Naschmarkt aus.
Und richtig leckere Wiener Schitzel soll es hier geben. Es gibt auch mehrere Filialen. Leider kamen wir hier aber nicht vorbei nach dem Naschmarkt.
Und bei Eis Greissler gibt es nicht nur hübsche Teller, sondern auch leckeres Eis. Den Tipp habe ich übrigens von Stef.
Museumsquartier
Das Museumsquartier ist in seiner Form ziemlich einzigartig auf der Welt. Ein ziemlich großes Areal, in dem man nicht nur unzählige Museen Seite an Seite findet, sondern einfach an jeder Ecke Kultur. Das Paradies für jeden kulturell Interessierten. Meine Mama war begeistert, ich war ziemlich kaputt von den Strapazen zuvor, war um 15 Uhr schon 20.000 Schritte gelaufen und ruhte mich ein wenig im Innenhof aus. Zum Ausruhen ist das Museumsquartier übrigens auch perfekt geeignet, weil es hier zahlreiche witzige Sitzgelegenheiten gibt.
Prater
Nachdem wir bereits den ganzen Tag auf den Beinen gewesen waren, hatten wir uns den Prater, der etwas weiter außerhalb der Innenstadt Wiens liegt, für den frühen Abend aufgehoben. Wir hatten eigentlich kaum noch Energie und dachten, dass wir vielleicht noch ein Stündchen dort verbringen und dann zum Appartement fahren würden. Doch tatsächlich blieben wir fast drei Stunden dort. Der Prater war viel größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Ein großer Rummel, der einfach immer in der Stadt ist! Dadurch, dass er eben immer da ist, war auch nicht zu viel los und wir konnten einfach langsam zwischen den Fahrgeschäften umherschlendern, die Mutigen in den besonders verrückten Achterbahnen & Co. bei einem Langos beobachten und lange abwägen, was wir denn nun fahren würden. Im Endeffekt ist es ein bisschen wie beim Kochen gewesen. Wenn man kocht, hat man am Ende kaum noch Hunger. Und wenn man stundenlang Leute beim Karussellfahren beobachtet, reicht einem am Ende eine Fahrt. In unserem Fall ganz klassisch der Breakdancer, von dem man aber doch irgendwie nie genug bekommen kann? Wir hatten auf jeden Fall ziemlich viel Spaß.
Das waren nun meine 7 Highlights in Wien. Natürlich haben wir noch viel mehr gesehen und erlebt. Wir waren im Stephansdom, auf der Hofburg, am Schloss Schönbrunn, in der Kärtner Straße, vor dem Rathaus und der Wiener Staatsoper. Doch die oben genannten Punkte haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen und vielleicht tun sie das bei euch ja auch. Und falls bei euch gerade eine Wienreise ansteht, wünsche ich euch ganz viel Spaß in der österreichischen Hauptstadt!