Es gibt da noch etwas, was ich euch erzählen will. Ich habe mein Brautkleid verkauft. Kurz nach der Hochzeit habe ich ja bereits darüber geschrieben, dass ich darüber nachgedacht habe und nachdem ich mir noch etwas Zeit gegeben hatte, wurde der Entschluss irgendwann klar. Doch manchmal hab ich das Gefühl, dass nur wenige Sachen in meinem Leben “normal” verlaufen. Das ist auch gar nicht weiter schlimm, ich mag mein Leben, so wie es ist. Langeweile hab ich schon als Kind gehasst. Doch die Geschichte um den Brautkleid-Verkauf war schon nahezu dramatisch und hat mich, zumindest für einen Tag, ziemlich viele Nerven gekostet. Doch ich war selbst daran schuld.
Alles begann damit, dass ich vor circa neun Monaten mein Brautkleid bei Kleiderkreisel, eBay-Kleinanzeigen und diversen Facebook-Gruppen eingestellt habe. Ich hatte zwar schon ein paar Anfragen über den Blog bekommen, aber nie wieder etwas gehört nach der ersten Anfrage. Acht Monate passierte nichts und dann schrieb mir auf Instagram eine Abonnentin, ich nenne sie mal Braut A, und kam das Kleid anprobieren. Lustigerweise kam sie auch aus Stefans Heimat und meiner Zweitheimat und sie und ihre Trauzeugin waren total lieb. Leider stand ihr das Kleid aber nicht so wie erhofft und ich befürchtete schon, dass der Verkauf schwieriger werden würde, als gedacht.
Ich stellte mein Brautkleid dann nochmal bei eBay-Kleinanzeigen rein, wo die Anzeige mittlerweile abgelaufen war. Wenige Stunden später schrieb mir die nächste, ich nenne sie mal Braut B, dass sie es (wie über 70 andere) schon ewig auf Kleiderkreisel beobachte und es nun unbedingt anprobieren wolle. Sie kam dann am Sonntag vor drei Wochen vorbei und an ihr sah es nicht schlecht aus. Sowohl ihre Freundin als auch ich rieten ihr jedoch, noch andere Kleider anzuprobieren, da mein Kleid auch ihr erstes war. Und sie hatte eh schon einen Termin in einem Brautmodenladen für den folgenden Samstag. Nachdem sie weg war, erzählte ich von der Anprobe auf Instastories, woraufhin sich noch ein Mädel, überraschenderweise nenne ich sie Braut C ;-), meldete.
Braut C wollte sofort am nächsten Vormittag vorbeikommen und ich war so perplex und überrumpelt, dass es plötzlich noch eine Interessentin innerhalb so kurzer Zeit gab, dass ich zusagte. Und dann stand ihr das Kleid so viel besser. Sie war super lieb, überlegte dann sogar mich als Fotografin für die Hochzeit zu buchen, und ich hatte ein Problem. Ein dickes, fettes Problem. Denn ich hatte Braut B versprochen, sie zu warnen, sollte es eine andere Interessentin geben. Braut C hatte das Geld bar dabei, aber ich musste sie ohne mein Kleid wieder nach Hause schicken. Das konnte ich einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Als Stefan nach Hause kam, erklärte er mich für total bescheuert und ich fragte bei meinen Mädels herum, was ich denn bloß machen solle. Die Meinungen gingen stark auseinander. Diejenigen, die dafür waren, das Kleid Braut C zu verkaufen, waren jedoch sehr überzeugend. Außerdem war ich ja auch begeistert gewesen von Braut C in dem Kleid. Doch da war noch mein Gewissen … Ich ließ mich breittreten, sagte Braut C zu, die es daraufhin all ihren Freundinnen auf den Fotos zeigte, und wollte gerade Braut B absagen, als sie eine Nachricht von ihr eintraf. Es war wirklich wie im Film. Natürlich schrieb sie mir, dass sie nicht mehr warten wolle, den Termin am Samstag nur noch für ihre Mutter wahrnehmen wolle, sich aber längst für mein Kleid entschieden habe. Sie wollte das Kleid unbedingt haben. Mir wurde ganz anders und ich verfluchte mich innerlich. Ich fühlte mich wirklich richtig schlecht. Immerhin ging es hier um ein Brautkleid und ich wollte keine der beiden verletzen. Ich schilderte die Situation Braut B, die natürlich am Boden zerstört war, und sich ärgerte, dass sie nicht auf ihr Bauchgefühl gehört und das Kleid gleich mitgenommen habe.
Warum ich nicht einfach ihr das Kleid gab? Weil ich 1. Braut C ja auch schon das Kleid zugesagt hatte und 2. selber wollte, dass Braut C es bekommt, weil es ihr einfach viel besser stand. Und mein Gefühl sagte mir, dass Braut B ein besseres Kleid für sich finden würde, wenn sie nur andere Kleider anprobieren würde! Was tat ich nun also? Mittlerweile war übrigens schon ein halber Tag für dieses kleine Brautkleid-Drama draufgegangen. Ich schrieb Braut B, dass sie mir den Gefallen tun und den Termin im Brautmodenladen wahrnehmen solle. Wenn dort ein besseres Kleid dabei sein würde, würde Braut C das Kleid bekommen, ansonsten sie. Sie ließ sich darauf ein und Braut C rechnete sich zwar keine großen Chancen auf das Kleid aus, hatte aber sehr viel Verständnis. So eine verrückte Situation. Nun hieß es 5 Tage warten.
Am Samstagabend wurde es dann spannend. Um 18 Uhr wollte Braut B sich melden und von ihrem Termin im Brautmodenladen berichten. Doch wir warteten und warteten. Sogar meine Mama blieb noch hier und wartete mit, ganz gespannt, wie es sich nun entscheiden würde. Um 18:30 Uhr schrieb ich Braut B vorsichtig: „Und, wie lief es?“ Um 19:00 Uhr schrieb ich ihr, dass vermutlich ihr Akku leer sei und dass ich ihr bis zum nächsten Tag um 8 Uhr morgens Zeit geben würde. 19:28 kam dann endlich eine Nachricht. „Hallo! Sorry, sind grad erst fertig geworden …“ Und drei Minuten später dann die Erlösung: „Du hattest recht. 😉 Ich habe ein anderes, ähnliches Kleid gefunden, was mir wirklich einfach besser stand. Ich mache also die andere Braut glücklich und bin dir sehr sehr dankbar, dass du mir die Gelegenheit gegeben hast! Das war nicht selbstverständlich und ich weiß das zu schätzen.“ Ihr hättet mein Gesicht sehen sollen. Ein Honigkuchenpferd hätte neben mir deprimiert gewirkt. Und natürlich kullerten auch ein paar Tränchen. Ein Happy End wie aus dem kitschigsten Hollywood-Film.
Am Montag darauf holte Braut C das Kleid ab und wisst ihr was? Es tat mir kein bisschen weh. Im Gegenteil. Ich war und bin einfach glücklich, dass dieses wunderschöne Kleid nochmal zum Einsatz kommt, es eine weitere Braut glücklich macht und dass es nicht einfach in der Ecke herumliegt. Ich habe es auf unzähligen Bildern, ich habe es in einem Video. Und ich werde mein rosa Spitzen-Jäckchen für immer aufheben und jedes Jahr nur am Hochzeitstag tragen, so wie im letzten Jahr. Und wer weiß: Vielleicht möchte Marlena das dann einmal zu ihrer Hochzeit tragen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie mal mein Hochzeitskleid tragen wollen wird, ist sehr gering. Wahrscheinlich ist Tüll in 20-30 Jahren sooo 2010er. 😉 Und das Geld wird in unseren ersten Urlaub zu dritt investiert.