Ich glaube fest daran, dass alle Krankheiten, die wir bekommen, uns irgendetwas sagen wollen. Manchmal will ich das ehrlich gesagt nicht glauben und verdränge den Gedanken, aber innerlich weiß ich, dass es so ist. Krankheiten haben psychische Ursachen und zeigen uns klar “Hey, hier läuft grad was falsch.” Auch mein Körper hat mir diese Woche etwas sagen wollen und hat dafür gleich mal so richtig die Notbremse gezogen. Mit voller Wucht und dem lautesten Klang, damit ich auch ja nicht weghören kann.
Es fing damit an, dass Stefan krank wurde. Ich war letzte Woche zwei Tage in Köln, um dort Buchtrailer zu drehen (ja, das macht sie jetzt auch noch) und als ich auf dem Rückweg in der Heimat ausstieg, fand ich dort einen ziemlich kranken Stefan mit Fieber und allem drum und dran vor. Ich kümmerte mich um ihn und ignorierte die Warnsignale meiner Mama, nachts doch lieber getrennt von ihm zu schlafen. “Ach, ich stecke mich nicht an! Mir geht es doch gerade so richtig gut!”
So war es auch. Köln war super, ich war noch total euphorisiert, verbrachte tolle Tage in der Heimat und war mir deshalb sicher, dass Stefans böse Bakterien an mir einfach nur so abprallen würden. Doch ich übersah den anderen Teil von mir. Den, der 6 Nächte lang nicht mehr als jeweils maximal 5 Stunden Schlaf bekommen hatte. Den, der bis nachts um halb 12 gearbeitet, am nächsten Morgen auf der 5-stündigen Zugfahrt durchgearbeitet und danach 5 Stunden Trailer gedreht und das Ganze am darauffolgenden Tag nochmal wiederholt hatte. Den Teil, der ständig To-Do-Listen schrieb, für die Arbeit, für die Hochzeit, für die Flitterwochen.
Ich will an dieser Stelle nicht herumheulen, wie viel Stress ich doch in den letzten Woche gehabt hätte. Denn eigentlich kam es mir gar nicht so schlimm vor. Doch ich habe mich offensichtlich übernommen. Rein objektiv gesehen, war es auch eine Menge, die ich mir da aufgehalst habe. Und da in den letzten 3 Wochen mehr Aufträge reinkamen als in ganzen letzten 3 Monaten zusammen, konnte ich nicht Nein sagen. Wegen des Geldes, wegen der Aufträge. Weil ich schwer Nein sagen kann.
Am Samstag waren wir dann auf der Hochzeit von Stefans Stiefbruder, die ich fotografiert habe. Nachmittags merkte ich, wie ich leichte Halsschmerzen bekam. Und als ich mich dann gegen 18 Uhr zum ersten Mal wieder länger hinsetzte, kam der Hammer. Plötzlich merkte ich, dass ich den Abend auf der Hochzeit niemals würde durchstehen können und als Stefan, der ja auch immer noch krank war, meinte, dass er in einer Stunde fahren würde, beschloss ich mitzufahren. Ich sackte auf dem Sofa meiner Mama zusammen, ließ mich von ihr pflegen und statt Wein und Schnaps gab es für mich nur noch Tee.
Das ist jetzt über eine Woche her und ich bin immer noch nicht richtig fit. Ich musste in dieser Woche alle beruflichen Termine absagen und konnte nie mehr als 2 Stunden am Tag arbeiten. Ich weiß ehrlich nicht, wann ich das letzte Mal so lange so krank war, dass ich wirklich nicht arbeiten konnte. Mein Energielevel war im Minusbereich. Doch zum Nachdenken reichte es glücklicherweise gerade noch so. Und ich fällte eine Entscheidung. Ich beschloss, Prioritäten zu setzen. Etwas, das längst überfällig war.
In den letzten Monaten hatten sich meine Prioritäten nämlich leicht verschoben. Ich, die immer stolz berichtet hat, trotz Selbständigkeit immer dem Privatleben Vorrang zu geben, hatte nicht richtig aufgepasst. Einfach weil Privatleben und Job bei mir oft schwer zu trennen sind. Vor allem bei allen Punkten, die den Blog betreffen. Doch es geht nicht alles auf einmal. Das muss es auch nicht.
Es sind jetzt noch weniger als drei Wochen bis zur Hochzeit. Wir werden keine weiteren YouTube-Videos drehen. Einfach, weil die sehr viel Zeit benötigen. Es wird auch hier etwas ruhiger werden. Ich werde mich auf die Hochzeit konzentrieren, die wichtigsten Arbeitsprojekte abschließen und mich nur noch im allergrößten Notfall nach 20 Uhr am Schreibtisch befinden. Doch meine Priorität Nummer 1 ist meine Gesundheit. Die ist immer am wichtigsten. Bitte vergesst das nicht. Ignoriert keine Schmerzen, dröhnt euch nicht mit Tabletten voll, nur um zu “funktionieren” und verschleppt keine Erkältungen. Das kann 1000 Mal gutgehen, aber irgendwann hat euer Körper keinen Bock mehr, von euch ignoriert zu werden. Und ihr habt nur den einen.
Bild: Manuela Clemens (Bearbeitung von mir)