Buchtipp – David Foenkinos: Souvenirs

Der junge Franzose, dessen Namen man nie erfährt, träumt von einer ruhmreichen Zukunft als Schriftsteller und versucht gerade seine Blockade mit einer Arbeit als Nachtportier zu lösen, als zuerst sein Großvater stirbt und plötzlich nicht nur seine Großmutter, sondern seine ganze Familie aus dem Gleichgewicht gerät. Seine Mutter flüchtet auf eine Weltreise und vor dem Dasein als Pensionierte, sein höchst-pragmatischer Vater bekommt einen Gefühlsausbruch nach dem anderen und seine Großmutter geht auf die Barrikaden. Erst als er Luise trifft, scheint die Erlösung nahe. 

Normalerweise gebe ich einem Buch 100 Seiten. Wenn ich dann immer noch nicht das Bedürfnis habe, es weiterlesen zu wollen, breche ich ab. Doch diese 100 Seiten lese ich aus Respekt dem Autor gegenüber. Denn manchmal gibt es Bücher, in die man sich erst hineinfinden muss, während andere einen sofort in ihren Bann ziehen und förmlich in die Handlung saugen. Bei diesem Buch dachte ich, das wird nichts mehr. Ich war mir sicher, dass ich es nach Seite 100 weglegen würde, ich kam einfach nicht hinein, es langweilte und die vielen Handlungssprünge irritierten mich. Der Stil des Autors erschien mir ziemlich ungewöhnlich, ich konnte damit nicht wirklich etwas anfangen. Doch dann, ausgerechnet in den 90er-Seiten, begann mir das Buch Spaß zu machen. Es war Liebe auf den 2. Blick.

Plötzlich begann ich zu lachen, verstand den Humor des Autors und begann sogar seinen Stil zu verstehen und zu lieben. Fußnoten in einem Roman, das hatte ich noch nie erlebt, doch plötzlich erinnerte mich David Foenkinos Schreibstil ein wenig an meinen eigenen (auch ich schreibe ständig in Klammern ;-)). Und dann gab es noch eine Stilistik, die ich bereits nach dem zweiten Kapitel interessant fand und in die ich mich regelrecht verliebte. Denn zwischen den Handlungskapiteln fügt der Autor Erinnerungen von Figuren oder genannten Personen ein. Diese Erinnerungen sind teilweise wie kleine Kurzgeschichten innerhalb des Romans und jede einzelne von ihnen ist einfach wunderbar – egal ob erfunden (bei den Figuren) oder nicht (bei den erwähnten Personen der Menschheitsgeschichte). Irgendwann erwischte ich mich dabei, wie ich bereits beim Lesen des Kapitels riet, wessen Erinnerung als nächstes kommen würde.

Auch die Thematik ging mir plötzlich nahe, über das Altern hatte ich bisher noch nicht sehr viel nachgedacht. Doch Souvenirs bringt einen unwillkürlich dazu, darüber nachzudenken, wie man selbst seinen Ruhestand verbringen will, wie man sterben will (denn irgendwann tut man das eh) und wie eben nicht. Und man beginnt darüber nachzudenken, wie man sich verhalten möchte, wenn die eigenen Großeltern und Eltern irgendwann soweit sind.

Als ich dann auch noch anfing zu heulen, war es um mich geschehen, denn bei Büchern heule ich nicht einmal halb so oft wie bei Filmen. Ein Buch, das mich zum Weinen bringt, das muss schon gut sein. Und als ich heute morgen das Wort “Ende” las, machte sich dieses Gefühl der seichten Traurigkeit breit, das ich bei Büchern habe, die ich lieb gewonnen habe. Vielen Dank Patricia, dass du so viel Respekt für Autoren hast, dass es nicht nur 50 Seiten sind, die du ihnen gibst. Hoffentlich haben das meine zukünftigen Leser auch, wenn sie meine Bücher lesen.

David Foenkinos Souvenirs aus dem C.H.Beck-Verlag wurde mir von Blogg dein Buch bereitgestellt. HIER könnt ihr das Buch bestellen.