Buch des Monats – Raúl Aguayo-Krauthausen: Dachdecker wollte ich eh nicht werden

Dachdecker wollte ich eh nicht werdenVerfasser, Titel und Verlag: Raúl Aguayo-Krauthausen ; Dachdecker wollte ich eh nicht werden ; Rowohlt Polaris

Wovon handelt das Buch? Raúl wird kleinwüchsig und mit Osteogenesis imperfecta geboren, auch Glasknochen genannt, und sitzt deshalb im Rollstuhl. In “Dachdecker wollte ich eh nicht werden” gibt er mit Hilfe von kurzen Geschichten Einblick in sein bisheriges Leben und in seinen Alltag in Berlin.

Warum ist dies dein Buch des Monats? Dieses Buch hat es einfach mal sowas von verdient, Buch des Monats zu werden. Es ist unterhaltsam, witzig und aufklärend zugleich. Es gibt einen Einblick in eine ganz andere Welt, obwohl diese direkt vor meiner Tür ist. Und ich liebe es, in andere Welten einzutauchen, die ich bisher noch nicht kannte. Dafür liebe ich Bücher.

Doch was ist das für eine Welt? Natürlich ist es auch irgendwie die Welt eines Rollstuhlfahrers. Aber hier liegt für mich nicht der Fokus. Es ist vor allem Raúls Welt. Durch ihn und den Einblick, den er uns in sein Leben gewährt, habe ich kapiert, dass Behinderte auch nur ganz normale Menschen sind. Das sollte eigentlich von Haus aus jedem klar sein, doch ich bin jetzt so ehrlich und eingeständig, weil ich sicher bin, dass es den meisten wie mir geht bzw. ging. Wenn man einen Behinderten sieht, dessen Behinderung, wie bei Raúl, offenkundig ist, dann konzentriert man sich automatisch auf die Behinderung. Sie ist das, was mich klar von ihm unterscheidet. Ich sehe nicht, dass er den gleichen Humor hat oder er sich auch für Medien interessiert. Durch dieses Buch wurden zumindest bei mir die Berührungsängste bei Menschen mit einer Behinderung ein wenig abgebaut, weil ich sie viel mehr als Gesamtpaket mit all ihren Eigenschaften, wie sie alle Menschen nun einmal haben, wahrnehme. Ich kann euch “Dachdecker wollte ich eh nicht werden” wirklich wärmstens empfehlen.

Zitiere einen Satz aus dem Buch! “In Berlin dauert es immer mindestens eine halbe Stunde, um irgendwohin zu kommen, auch wenn die Strecke nicht weit ist.” Dieses Zitat hat zwar überhaupt nichts mit dem Thema des Buches zu tun und auch nichts mit Behinderung, aber genau deshalb habe ich es gewählt. Genau das habe ich schon mehrfach festgestellt und nervt mich an Berlin. Man braucht immer mindestens eine halbe Stunde, ob behindert oder nicht-behindert.